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Vorrede


 

In Folge des Beifalls, welche die von mir im Winter 1842 verfasste, auf fremde Veranstaltung zum Druck beförderte, Geschichte der Stadt Warstein mehrseitig in meiner lieben Heimat gefunden, hat sich auch der Magistrat der Stadt Rüden veranlasst gesehen mich unter dem 26. November 1844 um Abfassung der Rüdener Stadtgeschichte anzugehen.

Erfreut nicht nur über die anerkennende Weise, in welcher diese Aufforderung geschah, sondern besonders auch über den darin an den Tag gelegten Sinn für vaterländische Geschichtsbestrebungen, - welcher mit dem geweckten Volksgefühle auf eine erfreuliche Weise hervorgetreten ist und letzteres allein auf sichere Bahn führen wird, - bestimme ich mich, meine Mußestunden während eines Jahres zur Ausarbeitung einer Geschichte der Stadt Rüden in der Weise, wie sie von der Stein'schen Buchhandlung zu Werl in dem gedruckten Prospekte vom März 1846 dargelegt ist, zu verwenden.

Die Furcht vor den, durch die weite Ortsentfernung noch bedeutend vergrößerten, Schwierigkeiten überwand das Vertrauen auf die mir zugesicherte Unterstützung der Arbeit, die Liebe zur Sache und die Anhänglichkeit an die fremde Heimat, welche ich doch einmal wieder im Geiste durchwandern durfte und welcher ich vielleicht dadurch einen Dienst erweisen konnte.

Am 20. Januar 1846 konnte ich das fertige Manuskript an seinen Bestimmungsort einsenden. Gegen Ende desselben Jahres erhielt ich es mit neuem Material, behufs nochmaliger Durchsicht, zurück. Die vermehrten Berufsgeschäfte, meine seitdem erfolgte Versetzung von Conitz nach Braunsberg, die Zufügung und Verbesserung mancher Einzelheiten verzögerten die von vielen Seiten, namentlich der Magistrate in Rüden selbst, sehr gewünschte Übergabe der vorliegenden Geschichte zum Drucke.

Möge das Buch, das ich jetzt vertrauensvoll den lieben Landsleuten vorlege, von ihnen sich in einer freundlichen, und unter Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte, nachsichtsvollen Aufnahme zu erfreuen haben!

Nach dieser Darlegung der äußeren Schicksale dieses Werkes bis zur Wanderung unter die Presse werde ich hoffentlich einer Entschuldigung wegen des Erscheinens desselben überhoben sein. Aber eine andere Anforderung muss jeder denkende Geschichtsfreund am mich stellen, nämlich Rechenschaft zu geben über die benutzten Quellen und Hilfsmittel.

Das Material war zum Teil schon von mir in früheren Jahren zu einem allgemeinen Zwecke gesammelt worden. Solches ist die Grundlage des Ganzen. Außerdem fand ich die bereitwillige und dankenswerteste Unterstützung von der Heimat selbst her. Ich kann nicht umhin, öffentlich die schnelle, rückhaltlose Mitteilung sowohl speziell gewünschter, als sonstiger Dokumente, Nachrichten und Bemerkungen seitens des Magistrates und insbesondere des Herrn Bürgermeisters Jungeblodt in Rüden zu rühmen.

Nicht minder anerkennenswert sind die Bemühungen der Herren Drobe, Pfarrer in Rüden, und Vökler, Pfarradjunkt in Belecke, deren Notizen mich namentlich in den Stand setzten, die kirchlichen und Schulangelegenheiten in gehöriger Weise auszuarbeiten. Andere Beiträge werde ich gelegentlich erwähnen, jedoch zwingt mich die Pflicht und Dankbarkeit, der rastlosesten, uneigennützigen und erfolgsreichsten Dienste insbesondere zu gedenken, welche meinem Unternehmen mein Bruder, der Oberlandesgerichts-Assessor August Bender in Arnsberg, geleistet hat. Derselbe hat meinen literarischen Apparat fortwährend mit den mannigfachsten und wichtigsten Dokumenten und Nachrichten bereichert. So ist meine Materialiensammlung entstanden. Sie umfasst demnach:

Gedruckte Hilfsmittel und Quellen.
Ich glaube sagen zu können, dass mir kaum eine gedruckte, irgend zugängliche Notiz dürfte entgangen sein. Wollte ich die Werke alle hier aufzählen, so würde ich unnütz der Geschichte selbst vorgreifen; denn ich habe jedem besprochenen Punkte, jeder erzählten Tatsache die nötigen Zitate genau beigefügt. Am meisten wird man natürlich den Namen unseres hochverdienten vaterländischen Geschichtsschreibers, Seibertz, lesen, dessen Urkunden namentlich mir unentbehrlich waren.

Ungedruckte Hilfsmittel.
Hier muss vor allem bemerkt werden, dass Rüden schon in zwei achtbaren patriotischen Männern, Christoph Brandis und Conrad Röingh seine Geschichtsschreiber gehabt hat. Man kennt sie schon aus den literarischen Nachweisungen bei von Steinen (Quellen der Westfälischen Geschichte S. 141) und Seibertz (Westfälische Beiträge Bd. I S. 99, Bd. II S. 83). Was zunächst Brandis betrifft, so besteht sein Wert in der Überlieferung einzelner urkundlichen Data aus den dortigen Archiven, deren Sammlung heute wohl größere Schwierigkeiten haben möchte. Ich habe vor einigen Jahren von dem in Seibertz Besitze befindlichen Exemplare (Seibertz a.a.D. Bd. I S. 101) eine Abschrift nehmen lassen.

Der erste Teil enthält eine wertlose Entstehungsgeschichte der Stadt Rüden in 13 Seiten (meiner Abschrift), welche ich in §. 155 folg. dieser Geschichte einer Kritik unterworfen habe. Dann folgen 21 Seiten über kirchliche Angelegenheiten in Rüden, Altenrüden und Miste, freilich keine zusammenhängende Bearbeitung, aber wichtig wegen der einzelnen Notizen, besonders wegen der auf diese Weise erhaltenen, so sehr wichtigen Stiftungsurkunden über die Kirche in Miste. Daran schließen sich Nachrichten über Rüdens Schicksale während des dreißigjährigen Krieges (etwa 10 Seiten), für welche Brandis, als Augenzeuge; eigentliche Quelle ist. Schade, dass wir statt seines Tagebuches nur diese dürftigen Notizen vor uns haben, welche wir aber in vorliegender Geschichte vielfach zu ergänzen im Stande waren.

Dann folgt der zweite Teil des Ganzen, welcher die Nachrichten über die edlen Geschlechter der Stadt auf 30 Seiten enthält. Dieser Teil lässt sich genau beurteilen aus dem vierten teile unserer Geschichte. Brandis hat auch die Wappen der meisten Geschlechter beigezeichnet, die wir ebenfalls für unsere Wappentafeln getreulich genutzt haben. Ich habe alles, was mir bei Brandis eben wichtig genug erschien, sorgfältig aufgenommen und gewissenhaft als dessen Eigentum bezeichnet, so dass durch das Verfahren die Mitteilung der ganzen Schrift ersetzt ist. - Wichtiger offenbar ist das geschichtliche Manuskript über Rüden von Röingh. Ich hatte ein gut erhaltenes Exemplar, - aber ohne Titel und ohne allen Zusammenhang mit der Brandis'schen Schrift, obgleich ein solcher von v. Steinen und Seibertz a.a.D. nachgewiesen wird - durch den Magistrat in Rüden zur Benutzung erhalten. Dieses Werk gibt uns ein vollständiges Bild der Stadtverfassung Rüdens zur Zeit des Verfassers. Ich habe das in dieser Hinsicht sehr schätzbare Buch in der Geschichte gehörig gewürdigt und benutzt. Wegen der weitläufigen Titel habe ich mich in den Zitaten mit bloßer Anführung der Namen Brandis und Röingh begnügt. Die Lebensverhältnisse der beiden Männer sind von v. Steinen und Seibertz schon mitgeteilt und finden auch in vorliegender Geschichte ihre angemessene Berücksichtigung.

Ungedruckte Dokumente.
Dieser habe ich viele benutzt und sie alle gehörigen Orts angeführt. Von dem Magistrat habe ich meist Originale gehabt; von anderen Urkunden aber standen mir zum Teil früher verfertigte Abschriften zu Gebote, teils sind sie von meinem Bruder besorgt, dem ich namentlich Abschriften und vollständige Auszüge der Lehnsurkunden zu danken habe.

Wie wichtig diese mir gewesen, zeigt die Geschichte selbst. Die Originale der Lehnsbriefe und Reverse, deren Einsicht mit rühmenswerter Bereitwilligkeit gestattet war, befinden sich in der Registratur des zum Arnsberger Oberlandesgerichtgehörigen Westfälischen Lehnshofes. - Die von mehreren Beteiligten und vom Herrn Verleger gewünschte Aufnahme der Stiftungsurkunde der Orth ab Hagen'schen Fundation habe ich in der Art bewilligt, dass sie als Anhang hinzugefügt werde, weil sie in die Geschichte hinein zu verweben außer dem Plane des Ganzen lag. In gleicher Weise habe ich gegen den vielseitig gewünschten Abdruck des Rüdener Statutarrechts nichts zu erinnern gefunden.

Braunsberg, am 8. April 1847
Dr. Joseph Bender





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