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Band 1

RÜDENER URGESCHICHTE

Dargestellt nach Anleitung der allgemeinen altdeutschen Zustände; als notwendige Grundlage für das verständnis der ganzen Rüdener Geschichte.

Kapitel 1

A. Einleitung

(§.1.)

Die Erinnerungen an längst verschwundene Tage, an das Leben und Treiben unserer Vorfahren hat, abgesehen von dem etwa daraus entstehenden materiellen Nutzen, an sich selbst etwas Angenehmes, Erfreuliches und Ehrwürdiges, über dessen wir uns eigentlich keine bestimmte Rechenschaft geben können. Ein gewisses Sehnsuchtsgefühl zieht uns zu unserer grauen Vorzeit hin, nicht so sehr, wenn wir große, unerreichbare Heldentaten zu bewundern finden, als wenn wir in den Leuten der Vorzeit Menschen begrüßen, die nur durch die Zeit- und Ortsverhältnisse anders sind, als wir, in allem rein Menschlichen aber uns als nahe verwandte und befreundete Gestalten erscheinen.

Deshalb erfreut uns auch diejenige Forschung am meisten, die von unserer Zeit und unseren Verhältnissen aus rückwärts geht durch die vergangenen Tage bis zu einem - wenn auch relativen - Anfange, der gleichsam die Grundursache der langen Reihe von Ursachen und Mitwirkungen ist, deren jetziges Endresultat in unsern Lebensverhältnissen sich zeigt. Deshalb erfasst uns auch ein betrübendes unerfreuliches Gefühl da, wo uns ein notwendiges Glied mangelt, aber wo für uns der Anfangsgrund der jetzigen Zustände in einem nie zu lösenden Dunkel gehüllt ist.

Jedoch hat gerade das Streben, den Schleier in etwa zu lüften, ein gar besonderes Interesse, und mit Jubel bewillkommnen wir jeden Lichtstrahl, den wir dem Dunkel zu entlocken vermögen.

Die deutsche und ganz vorzüglich unsere vaterländische westfälische Geschichte bietet uns in dieser Hinsicht - wenn ihr auch die Alexander und Cäsar fehlen - ein ganz besonderes Interesse dar, da uns in ihr die gesellschaftlichen und allgemein menschlichen Verhältnisse, wie sie zum großen Teil noch jetzt sind, durch eine lange Reihe von Jahrhunderten hindurch bis auf des Tacitus Cornelius Tacitus (um 58 n. Chr., gestorben um 120) war ein bedeutender römischer Historiker und SenatorZeiten hinab verfolgen und erkennen können.

Des großen Meisters der Darstellung nicht unwürdig haben echt vaterländische Schriftsteller die Sitten und Lebens- und Staatseinrichtungen der alten Germanen, mit denen der Sachsen der Karolingischen Zeit als wesentlich dieselben nachgewiesen, und dargetan, dass sie auch in späteren Zeitläufen nicht spurlos untergegangen. Denn das Leben unserer Vorfahren war in jeder Hinsicht echt germanisch, echt deutsch, und dieser Grundzug des Charakters wird erst mit dem letzten deutschen Blutstropfen untergehen.

Auch in kleineren, ja in den kleinsten Kreisen zeigt sich immer wieder dasselbe germanische Wesen. Wenn wir es jetzt unternehmen, die Geschichte eines einzelnen Punktes in Westfalen, einer einzelnen Stadt mit den allernächsten Marken darzustellen, so begegnen uns auch hier nicht bloß durch Schlüsse vom Allgemeinen auf das besondere - sondern nach den bestimmtesten quellenmäßigen Andeutungen - dieselben Erscheinungen.

Wollten wir also die Uranfänge Rüdens und der Umgegend ausführlich darstellen, so würden wir das wiederholen, was Andere bei anderen Gelegenheiten schon oftmals dargestellt haben. Da wir aber nur immer unser nächstes Ziel im Auge behalten wollen, so werden wir aus dem Bekannten nur das hervorheben, was einen unmittelbaren Belag in der Geschichte des angedeuteten Umfanges findet.

Nur einen Punkt werden wir näher ins Auge fassen müssen, da er von früheren Forschern nicht genug hervorgehoben ist, und doch zur Aufklärung der Rüdener Ursprünge Vieles beiträgt. Gerade dadurch wird eine historische Darstellung dieser Gegenden so interessant, dass fast kein Punkt der allgemeinen Schilderung des gesellschaftlichen Lebens der alten Germanen, der Sachsen, der Westfalen, in der Rüdener Geschichte nicht einen besonderen Belag fände, sei es, dass wir des Tacitus Staatsverhältnis der Landgemeinde, Carl des Großen Einrichtungen, oder des späteren Mittelalters städtisches Leben und Rittertum; dass wir den Kampf der weltlichen und geistlichen Bestrebungen, dass wir Rechts- und Handelsverhältnisse zur Betrachtung ziehen.





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