10. Kapitel
Die übrigen "Alten Hausstätten" in Blankenrode: Mertens, Altenförsters, Jordans, Thielen, Ersen, Sehnefelders, Hoffmeisters, Gröblinghof, Horns
Im 6. Kapitel dieser Schrift ist der Familie Köster (Haus Nr.4) gedacht. Aus Mertens
Hause (Nr.5) stammten Ludwig von Rüden (geb. 9.7.1812), mein Grossvater, und sein
Bruder, (geb. 7.5.1815) , der der Urgrossvater der jetzigen Kinder der
Köster'schen Familie ist.
Im Nachstehenden sollen die sog. "alten Hausstätten" kurz behandelt werden, die mit dem
Fernandshofe im Besitze der oben behandelten Holzgerechtsame sind. S.o.S.58 ff. Zweifellos sind die 10 alten Hausstätten nach dem Domkapitularischen Hofe, dem "Kondokterhofe" die ältesten Häuser in Blankenrode. Leider sind beim Brande des Amtsgerichts in Lichtenau im Jahre 1914 viele Akten verbrannt, sodass im Nachfolgenden die Mitteilungen über einige Hausstätten recht kurz und unvollkommen sind. Die Kirchenbücher von Oesdorf und Meerhof sind nicht benutzt. Gern hoffe ich, dass die betreffenden Familien die nachstehenden Mitteilungen zu einer Familienchronik ergänzen.
Dreps (gen. Mertens-Haus Nr. 5)
Dreps (gen. Mertens-Haus Nr. 5)
Im 5. Kapitel haben wir bei der Besprechung des Domkapitularischen Waldes bei Blankenrode des Schnadezuges vom 1.6.1778 gedacht und erwähnt, dass nach dem notariellen Protokoll auch der Domkapitularische Förster Johannes Lauhoff aus Blankenrode als Beamter des Kapitels den Grenzbesichtigungsgang mitgemacht hat. Dieser Johannes Lauhoff oder Lohoff hat mit seiner Frau Anna Margarete Nolten nach der Torinschrift am 15.5.1783 das Haus erbaut. Es ist Mertenshof über den ich schon in der Geschichte meiner Familie das meiste Wissenswerte mitgeteilt habe; indessen soll hier der Vollständigkeit halber Weiteres mitgeteilt werden. In der Mitte des 17. Jahrhunderts, also während und kurz nach dem dreissigjährigen Kriege verzogen die verarmten von Rüden , die sich in Blankenrode nicht mehr halten konnten, nach Meerhof und Oesdorf. Joh. Martin von Rüden , geboren am 7.7.1765 als vierter Sohn der Eheleute Johann Ludolf v.R. und Gertrud Hillebrand zu Oesdorf auf Bangelüwes Hof, heiratete i.J. 1791 Helene Lohoff, Tochter des oben genannten Försters Johannes Lohoff, und wurde so Besitzer des, von seinem Schwiegervater erbauten, Hauses nebst Grundbesitz.Martin v. Rüden wird in den Akten des Staatsarchivs in Münster oftmals Merten v. Rüden genannt. Er war langjährig Gemeindevorsteher und vorübergehen Pächter des "Kondokterhofes" und so Amtmann. Er war mit seinem Vornamen "Merten" weit und breit bekannt. So unterliegt es keinem Zweifel, dass die Bezeichnung Mertenshof auf Martin v. Rüden zurückgeht, durch die die v. Rüden wieder nach Blankenrode zurückgekommen sind, wo sie von 1508 bis 1670 nachweislich gewohnt haben. Aus seiner ersten Ehe stammten vier Kinder (Johann Ludolf, Joh. Martin Jodokus, Joh. Anton und Anna Maria Gertrud). Die zweite Ehe meines Urgrossvaters mit Anna Maria Gertrud Bowinkelmann aus Germete blieb anscheinend kinderlos. Nach dem Tode der zweiten Frau heiratete mein Urgrossvater in dritter Ehe Anna Elisabeth Nolte, geb. am 1.4.1781 in Germete; die Eheleute waren im 4. Grade verwandt, wahrscheinlich durch Anna Margarete Nolten aus Germete, Ehefrau des Förstes Johann Lohoff. Aus dieser dritten Ehe meines UrgrossvatersMartin mit Anna Elisabeth Nolte oder Nolten gingen 8 Kinder hervor, unter ihnen mein Grossvater Ludwig und Anton von R. , dessen wir bei Familie Köster (Haus Nr.4) gedacht haben.Martin von Rüden starb in Blankenrode am 15.7.1827 im Alter von 62 Jahren, und das Vermögen, das durch die zahlreichen Abfindungen belastet war, ging über an seine Witwe Anna Elisabeth geb. Nolte und deren Kinder. Am 13.8.1833 übertrug meine Urgrossmutter ihrem ältesten Sohne Johann Bernard, geb. 3.7.1805, den Mertenshof ; in der gerichtlichen Verhandlung werden dann für die nachgeborenen Kinder Abfindungen festgesetzt, die wiederum den Hof belasteten.Joh. Bernard v.R. , der mit Franziska Breidenbach aus Oesdorf verheiratet war, wird in den Grundbuchakten öfters genannt. Er starb am 4.5.1860 und hinterliess zwei Söhne und drei Töchter. In Mertenshof heiratete ein durch Heirat mit Maria Gertrud v. Rüden Wilhelm Dreps aus Meerhof. Am 14.3.1862 übertrug die Schwiegermutter ihrem Schwiegersohn Wilhelm Dreps durch gerichtliche Verhandlung das Vermögen, wobei für die minderjährigen Kinder die Abfindungen festgesetzt wurden. Mein Grossvater, Ludwig von Rüden , übernahm die Vormundschaft. August und Martin von R. waren erst kleine Landwirte in Blankenrode und sind dann von dort verzogen. Anna Agatha von R. heiratete Wilhelm Köster in Oesdorf, und Elisabeth v.R. war später Dienstmagd in Duisburg. Aus der Ehe Wilhelm Dreps und Maria Gertrud v. R. gingen 6 Kinder hervor. Eltern und Kinder habe ich in meiner Gymnasialzeit gut gekannt. Von den Kindern leben m.W. noch August in Barmen und Johannes, der Jüngste, in Waltrup bei Dortmund. Hoferbe wurde Wilhelm Dreps; der mit Christine geb. Kloppenburg aus Westheim verheiratet war. Die Trauung in der Jesuitenkirche in Paderborn habe ich am 28.10.l905 vorgenommen. Aus dieser Ehe sind 10 Kinder hervorgegangen. Wilhelm Dreps hat neben dem alten Mertenshause ein massives Wohnhaus errichtet. Er ist am 17.10.1934 eines schmerzlichen Todes im Krankenhaus zu Scherfede am Tetanus gestorben; das leider nicht einwandfreie Testament war vom 16.10.1934. Der Mertenshof ist z.Zt. 25,4716 ha = r. l02 Morgen gross. Eingetragener Besitzer ist z.Zt. Friedrich Wilhelm Dreps. Kinder aus der Ehe Wilhelm und Christine Kloppenburg:
Friedrich Wilhelm
Anna, die einen aus Husen stammenden Siedler in Mecklenburg geheiratet hat
Wilhelm
Aloys
Philipp
Franz
Heinrich
Johannes
Maria Elisabeth
Josef
Mertenshof ist Erbhof seit 1.10.1933
Förster (gen. Altenförsters-Haus Nr. 6)
Förster (gen. Altenförsters-Haus Nr. 6)
Wir haben im 7. Kapitel gehört, dass aus der Ehe meines Urgrossvaters Johann Förster, der durch Heirat mit Magdalena Thiele von Westheim in Fernandshaus in Blankenrode eingeheiratet hatte, 8 Kinder hervorgegangen sind. Von den Söhnen Anton, Karl und Franz Förster zog Letzterer nach seiner Grossjährigkeit zuerst nach Oesdorf, kehrte aber durch Einheirat nach Blankenrode zurück. Bernard Lohoff war Sohn des oben S.o.s.38 erwähnten Domkapitularischen Försters Johannes L. und Nachfolger seines Vaters im Försteramte beim Domstift, dann beim preussischen Forstfiskus. Im Jahre l802 erhielt Förster Bernard Lohoff von seinem Vater Johannes das Haus Nr. 6, welches wegen seiner Beziehungen zu dem alten Förster Johann die Bezeichnung "Altenförsterhaus" erhielt und noch trägt. Der Förster Bernard Lohoff war in erster Ehe mit Christine Wilhelmi aus Blankenrode verheiratet und hatte mit dieser 3 Kinder. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete er Anna (?) Hillebrandt, und aus dieser zweiten Ehe gingen 7 Kinder hervor. Bernard Lohoff hatte nach und nach gegen 35 Morgen hinzugekauft. Bei der Schichtung vor der zweiten Ehe war das reine Vermögen zu 689 Tlr und 28 Sgr abgeschätzt. Der Viehbestand war folgender: 2 Pferde, 2 Kühe, 1 Kalb und 3 Faselschweine, abgeschätzt zu 98 Tlr; ferner 6 Schafe, 4 Lämmer und 2 Schaffelle, abgeschätzt zu 13 Tlr: sodann 3 Gänse und 17 Hühner, abgeschätzt zu 2 Tlr 21 Sgr., also zusammen: 113 Tlr 21 Sgr. Im Jahre 1842 wird bei Anlage des Grundbuches die Grösse des Hofes mit 52 M 143 R und 45 Fuss angegeben. Wwe. Lohoff geb. Hillebrandt heiratete nach dem Tode ihres Mannes Bernard i.J. 1846 den Wilhelm Anton Schäfers aus Holtheim. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. Grossvater Ludwig von Rüden , der Waisenrat war, übernahm auch hier die Vormundschaft über die Kinder aus erster Ehe, wie er es bei den minderjährigen Kindern seines Bruders Joh. Bernard v. R. vom Mertenshofe tat. Ein Sohn aus der Ehe Bernard Lohoff und Hillebrand war der spätere Metalldreher Lohoff in Paderborn und Arbeitskollege meines sel. Vaters auf der hiesigen Eisenbahnwerkstätte. Am 29.10.1861 heiratete nun Franz Förster, ein Bruder meiner sel. Grossmutter Friederike Förster und Onkel meiner sel. Mutter Anna Franziska, die Elisabeth Lohoff und kam so von Oesdorf in sein Heimatdörfchen Blankenrode zurück. Sein Stiefschwiegervater und seine Schwiegermutter gingen auf Leibzucht. - Franz Förster erbte i.J. 1884 von seinem unverheirateten Schwager Albert Lohoff 3 M. 87 R. Franz Förster war mehrere Jahre in Blankenrode Gemeindevorsteher. Ich kann mich leider dieses Grossonkels nicht mehr erinnern. Am 1.7.1895 übertrugen die Eheleute Franz Förster und Elisabeth geb. Lohoff das Vermögen ihrem ältesten Sohn Johannes Förster, der mit Maria geb. Schachte aus Grosseneder verheiratet war. Er starb am 22.12.1926 und hinterliess 5 Kinder. Das Vermögen, das 12,6667 ha = cr. 50½ Morgen gross ist, steht zurzeit auf dem Namen der Wwe. Johann Förster in fortgesetzter westfälischer Gütergemeinschaft mit ihren 5 Kindern (Maria Theresia, Josefine, Maria, Norbert und Friedrich). Altenförstershof ist Erbhof seit 1.10.1933.
Wiegers (gen. Jordans Haus Nr. 7)
Wiegers (gen. Jordans Haus Nr. 7)
Bei Hausstätte Nr. 7 ist das Fehlen des 1. Grundbuchbandes zu bedauern. Der Hausname Jordans weist darauf hin, dass die Besitzung früher der Familie dieses Namens gehörte. Bei der oben S.o.S. 19. genannten Aufstellung der nach Dalheim heuerpflichtigen Ländereien wird Bernard Jordan genannt Müller als Besitzer aufgeführt. Wie in so vielen anderen Fällen war bei dem Tode des Ehemannes und Betriebsleiters die Witwe mit den minderjährigen Kindern zu einer zweiten Heirat schon aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen. Die Höfe oder Hausstätten kamen so in andere Hände. Bei dem neuen Erbhofgesetz ist die Erhaltung des Hofes in der Familie auch nach dem Tode des Vaters gesichert. Nach diesen vorgängigen Bemerkungen, die auch für die nachfolgenden Hausstätten, wenn auch nur zum Teil, gelten, sei Nachstehendes mitgeteilt: Maria Elisabeth Jordan geb. Wüllner, die in erster Ehe mit Aloys Jordan verheiratet gewesen war, heiratete in zweiter Ehe Martin Wiegers aus Oesdorf. Aus der ersten Ehe stammten 2 Kinder: Bernard, später Fuhrmann zu Dortmund, und Bernardine, später verheiratet mit dem Schneidermeister Heinrich von Rüden in Düsseldorf. In der Schichtungsverhandlung vor der 2. Heirat der Mutter vom 18.5.1876 erhielten beide Kinder eine Abfindung von je 1003 Mark. Martin Wiegers starb am 7.9.1906 und seine Frau Maria Elisabeth am 9.8.1896, beide Ehegatten starben, ohne ein Testament gemacht zu haben. Aus der Ehe des Martin Wiegers und seiner Frau Maria Elisabeth stammten mehrere Kinder, von denen Katharina i.J. 1903 im Alter von 22 Jahren gestorben ist. Anton Wiegers fiel im Weltkriege am 31.10.1915. Haus Nr. 7 war im Grundbuche als Westfälisches Anerbengut eingetragen. Nach dem Tode des Vaters Martin schlossen die voll- und halbbürtigen Geschwister vor dem Notar Bremer in Büren einen Vertrag. Die Geschwister und Halbgeschwister verzichten auf die Vergünstigungen des Anerbengesetzes im Interesse des Hofes. Johann Wiegers übernimmt den Besitz unter der Verpflichtung, den Geschwistern Abfindungen zu zahlen. - Eingetragener Besitzer ist z.Zt. Johann Wiegers, die Grösse der Hausstätte Nr. 7 beträgt 901,83 ar.
Haus Nr. 8
Haus Nr. 8
Bei Hausstätte Nr. 8 ist der seltene Fall zu verzeichnen, dass der Hausname gewechselt hat, was bei dem konservativen Sinn der Landbewohner immerhin auffällig ist. Bis Anno 1840 war der Hausname: Marienliesekens oder auch Liesekens. Darauf erscheint als Hausname: Thielen oder Thielens. - Die zweite Ehe des Anton Thiele mit Maria Elisabeth Kloppenburg ist anscheinend kinderlos geblieben. Am 19.5.1830 schlossen Eheleute Anton Thiele und Maria Elisabeth Kloppenburg einen Übertragsvertrag ab. Johann Thiele (aus erster Ehe) übernimmt das Vermögen; jede der beiden Schwestern Gertrud und Friederike erhalten eine Abfindung von je 17 Taler 6 Silbergroschen und 8 Pfg, wobei der hohe Wert des baren Geldes zu damaliger Zeit in Betracht gezogen werden muss. Für den übernehmenden Sohn Johann wird das Besitzrecht durch die Leibzucht eingeschränkt, ferner auch dadurch, dass die Eltern sich auf Lebenszeit des Verfügungsrecht vorbehielten; Johann Thiele darf ohne Zustimmung der Eltern weder Grundbesitz verkaufen oder Schulden aufnehmen. Die beiden Eltern waren des Schreibens unkundig und unterzeichneten den Vertrag mit den bekannten +++, während Johann Thiele seinen Namen unterschreibt. Die Grösse des Grundbesitzes betrug i.J. 1830 ohne Hausstätte: 4 Morgen. Die Grundstücke waren nach Dalheim heuer- und hudepflichtig. Anton Thiele starb am 2.2.1833 im Alter von 60 Jahren am Schlagfluss; seine Ehefrau Maria Elisabeth verschied am 23.10.1844 an Altersschwäche im Alter von 75 Jahren. Johann Thiele hielt am 11.11.1851 anscheinend vor seiner Wiederverheiratung Schichtung mit den Minorennen Martin, Johann, Anton und Joseph, die je 61 Tlr 4 Sgr. l0 1/2 Pfg als Abfindung bekamen. Diese 4 Thielen verzogen "ins Bergische", wie man damals und auch heute noch das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet nannte und nennt, und waren Bergleute in Gelsenkirchen, wo sie 7.4.1872 vor einem Notar löschungsfähige Quittung über erhaltene Kindesteile erteilten. Der nach Dalheim zu leistende Nuaturalzehnte, darunter auch Kamphaferabgabe wurde mit einer Amortisationsrente von jährlich 2 Tlr 15 Sgr auf 41 Jahre i.J. 1856 abgelöst; die Grösse der rentenpflichtigen Grundstücke betrug 15 Morgen und 144 Ruten. Am 19.9.1883 übertragen Eheleute Johann Thiele u. Frau geb. Gertr. Rohrsen das Vermögen dem Wilhelm Thiele gegen Leibzucht für die Eltern und Abfindung von je 900 Mark an die Geschwister Heinrich und Mathilde. Bemerkenswert ist, dass Wilhelm Thiele am 1.3.1897 von Karl Fischer den Platz der mehrfach erwähnten früheren Domkapitularischen Mühle für 100 Mark kaufte. Der Mühlengarten zur Grosse von 1,70 ar ist auf Grund des 44-jährigen Besitzes am 3.6.1900 zum Grundbuch übernommen, nachdem er schon im Separationsrezess für Thielen eingetragen war. Am 13.7.1921 übertrugen Wilhelm Thiele und seine Frau geb. Anna Hüvel ihrem Sohne Franz Thiele Verwaltungs- und Niessbrauchsrecht der Eltern und Abfindung der Geschwister, von denen August und Mathilde schon seit langem in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika lebten. Die Grösse des Grundbesitzes beträgt z.Zt. 4,7604 Hektar = etwas über 19 Morgen Ferdinand Thiele stammt nicht aus Thielenhaus Nr. 8. Durch die freundliche Mitteilung des Herrn Wilhelm von Rüden in Saarbrücken, des verdienten Forschers der Geschichte der Familie von Rüden, konnte die Herkunft des Ferdinand Thiele aus Meerhof nachgewiesen werden, der durch Heirat mit der Erbtochter Anna Maria Nolte in die Hausstätte Nr. 9 kam.
Lohoff (genannt Ersen- Haus Nr. 10)
Lohoff (genannt Ersen- Haus Nr. 10)
Ältere grundbuchliche Nachrichten sind nicht vorhanden. Nach der oben erwähnten S.o.S. 19. Aufstellung der heuerpflichtigen Ländereien wird i.J. 1837 Lorenz Voss, genannt Hüttenhans, als Besitzer der Hausstätte Nr. 10 aufgeführt. Bei Anlage des Grundbuches war Eigentümer Friedrich Lohoff, der das Vermögen von seinem Vater Johannes Lohoff geerbt hatte. Zur Separation waren gezogen zwei Parzellen "vor dem Krögerbusche" und "hinterm Hasselbusche" zur Grösse etwas über 8 Morgen, die dem Domänenamt Dalheim hude- und heuerpflichtig waren. Nach dem Tode seiner ersten Frau Maria, die am 9.9.1869 gestorben war, hielt Friedrich Lohoff am 9.9. desselben Jahres mit den 6 Kindern aus erster Ehe Schichtung. Die Vormundschaft für die Minderjährigen übernahm Wilhelm Dreps aus Mertenshause. Leider ist das damals aufgestellte Inventar nur summarisch mit Titeln und Endsummen ohne nähere Bezeichnung angegeben. Der Grundbesitz ist zu 511 Tlr 25 Sgr abgeschätzt, der Viehbestand mit 62 Tlr ohne weitere Angaben. Die drei jüngeren Schwestern verzogen später nach Iserlohn, während die älteren Geschwister als in Blankenrode, Oesdorf und Herbram weilend aufgeführt werden.- Am 22.5.1883 kam zwischen Friedrich Lohoff und seinem Sohne Wilhelm ein Übertrag durch Kauf vor dem Amtsrichter Schwarze in Fürstenberg zustande. Der jetzige Besitzer ist Josef Lohoff. Die Grösse des Grundbesitzes beträgt 30l,76 ar.
Schnefelders (Haus Nr. 15)
Schnefelders (Haus Nr. 15)
Diese zur Sammlung von Raff- und Leseholz berechtigte Hausstätte hat ihren Namen jedenfalls vom Schnefelder Berge. Förster Bernard Lohoff führt i.J. 1837 als Besitzer der Hausstätte Lorenz Dreier auf. 'S.o.S. 19. Am 3.10.1906 verkauften die Geschwister Agatha Thiele zu Fürstenberg und Bergmann Anton Thiele zu Huckarde bei Dortmund Haus Nr. 15 mit kleinem Grundbesitz für 430 Mark an Wilhelm Lohoff genannt Erse (Haus Nr. l0.). Der Kaufpreis wurde in voller Höhe grundbuchlich für beide Geschwister zur gleichen Hälfte eingetragen. Anton Thiele trat im folgenden Jahre die auf ihn entfallende Hälfte an seine Schwester Agatha ab. Am 18.6.1907 verkaufte Wilhelm Lohoff Schnefelders Haus an den Berginvaliden Martin Förster zu Blankenrode, der am 26.4.1916 zu Stoppenberg bei Essen-Ruhr dem Waldarbeiter, jetzt Gastwirt Johann Lohoff ein notarielles Kaufangebot über Haus Nr. 15 und Grundbesitz in Blankenrode in Höhe von 700 Mark machte; so ist Gastwirt Johann Lohoff in Blankenrode Eigentümer des Hauses Nr. 15 und somit im Besitz der Holzgerechtsame, da diese mit der Hausstätte verbunden ist.
Brüne (genannt Hoffmeisters-Haus Nr. 18)
Brüne (genannt Hoffmeisters-Haus Nr. 18)
Christian Brüne zu Blankenrode war verheiratet mit Agatha von Rüden . Bei seinem Tode im Jahre 1832 hinterliess er vier minderjährige Kinder: Theresia, Anton, Friederike und Caroline. Am 7.6.1832 fand eine Schichtungsverhandlung statt, da die Witwe zu einer Wiederheirat sich gezwungen sah. Die Vormundschaft übernahm Bernard von Rüden aus Mertenshause. Taxatoren waren Martin Breidenbach und Johann Scholand. Ausser dem Hause Nr. 18 und dem Hausgarten, abgeschätzt zu 235 Tlr war an Feldland vorhanden: ein Morgen "unterm Hasselbusche" neben Sebastian Förster aus Oesdorf (Taxpreis 10 Tlr) und 3 Morgen "vorm Hasselbusche" neben Heinrich Wiegers (Taxpreis 7 Tlr); beim Inventar wird eine Kuh mit 12 Tlr aufgeführt (Geldwert in damaliger Zeit!). Die 4 Geschwister erhalten eine Abfindung von je 36 Tlr 27 Sgr 6 Pfg. Aus der zweiten Ehe der Witwe Brüne mit Christian Wilhelmi, der von Förster Bernard Lohoff i.J. 1837 als Besitzer aufgeführt wird, S.o.S. 19. gingen zwei Kinder hervor: Maria und Franziska, die in der Schichtungsverhandlung ihrer zum zweiten Male verwitweten Mutter mit Anton Brüne aus erster Ehe am 8.8.1848 je 100 Tlr nebst Aussteuer zugeschrieben erhalten. Maria und Franziska waren später in Brüssel und bescheinigen am 12.5.1868 den richtigen Empfang der Kindesteile. Am 25.11.1875 übergibt die Witwe ihrem grossjährigen Sohne Martin Brüne das Vermögen gegen Zusicherung der Leibzucht und Abfindung der Geschwister; Anton erhält 1110 Mark und Caroline 990 Mark nebst bestimmter Aussteuer im Werte von 186 Mark, darunter noch Haspel und Spinnrad. Bei dem folgenden Übertragsvertrage vom 15.5.1914 finden wir bei der Aussteuer der Maria Brüne nicht mehr Spinnrad und Haspel, wohl aber eine Nähmaschine zu 100 Mark. (Wechsel der Zeiten auch in der Aussteuer der Töchter!) Martin Brüne sen. war verheiratet mit Elisabeth Förster. Aus dieser Ehe gingen hervor: Martin, Aloys, Franz,Maria, Johannes, Norbert und Xaver. Martin Brüne jun. verheiratete sich mit Maria Geismann. Am 11.6.1926 errichteten Martin Brüne, der im Landeshospital zu Paderborn als Schwerkranker weilte, und seine Frau ein Testament auf Gegenseitigkeit vor dem Notar Willmes. Aus der letzten Ehe sind hervorgegangen: Josef, Elisabeth, Franz, Johannes, Ernst, Hubert und Hugo. Eingetragener Besitzer ist z.Zt. Wwe. Martin Brüne geb. Maria Geismann. Die Grösse des Grundbesitzes beträgt 818,69 ar.
Gröblinghoff (gen. Tünskens Nr. 19)
Gröblinghoff (gen. Tünskens Nr. 19)
Über Hausstätte Nr. 19 können nur einige kurze Mitteilungen folgen. Als Besitzerin wird von Förster Bernard Lohoff i.J. 1837 aufgeführt Wwe. Anton Werner genannt Stippeltüns. Die Mutter des letzten Hausbesitzers, des Wirtes Friedrich Gröblinghoff, Klementine, war in zweiter Ehe mit Sattlermeister Adolf Unterberg verheiratet, der seit 1888 in Blankenrode lebt und im 91. Lebensjahre steht. Bei dem 5. Westfälischen Ulanenregiment in Düsseldorf machte Unterberg den deutsch französischen Krieg 1870/71 mit. Das Haus Nr. 19, das ich in meiner Jugend noch gekannt habe, brannte ab. Friedrich Gröblinghoff verkaufte im zweiten Kriegsjahre als Landwehrmann bei der 11. Kompagnie des Landwehr-Infanterie-Regimentes Nr. 13 zu Festien am 3.6.1915 den Hausplatz mit Garten an Wilhelm Lohoff in Blankenrode und die Parzelle Flur 6 Kr. 94 "aufm Sollinge" zur Grösse von 50,21 ar an Anton Ebbers ebenfalls in Blankenrode. Friedrich Gröblinghoff ist nach Neumünster in Holstein verzogen.
Otto (genannt Horns Nr.23)
Otto (genannt Horns Nr.23)
Wegen Mangels älterer Urkunden folgen auch über Hausstätte Nr. 23 nur einige kurze Mitteilungen. Der Hausname "Horns" deutet darauf hin, dass das Haus früher im Besitze der Familie Horn gewesen ist, die in den Dalheimer Akten zur Zeit der Klosteraufhebung erwähnt wird. Von dem mehrfach erwähnten Förster Bernard Lohoff wird i.J. 1837 als Besitzer Bernard Horn genannt Horns aufgeführt. Friedrich Otto heiratete Maria Katharina Horn und wurde so Besitzer. Von Albert Lohoff in Paderborn erwarb er am 26.6.1879 einige kleine Parzellen. Nach dem Tode seiner Frau erfolgte vor der zweiten Heirat mit Ludowica Bante am 3.1.1883 Schichtungsverhandlung. Für die Minorennen Wilhelm und Johann Friedrich, von denen letzterer gestorben am 24.4.1887, übernahm Johann Drewes in Blankenrode die Vormundschaft. Wilhelm Otto war Ackerknecht im "Bergischen", dann Bergmann in Massen. Aus der zweiten Ehe gingen 6 Kinder hervor. Am 2.12.1913 übertrug die Mutter ihrem Sohne Friedrich Otto gegen die üblichen Bedingungen das Vermögen, das 20,34 ar gross ist.
Werfen wir einen kurzen Rückblick auf die behandelten Hausstätten in Blankenrode.
Das im Jahre 1429 neu erstandene Augustinerkloster Dalheim erwarb nach und nach von den früheren adeligen Lehnsherren deren Eigentumsrechte wie in den untergegangenen Dörfern des Sintfeldes, so auch in den früheren Dörfern Snevelde und Sirexen. So erscheint Kloster Dalheim als Grund- und Lehnsherr auch im oberen Altenautale. Als weiterer, noch bedeutenderer Grundbesitzer erscheint das Domkapitel in Paderborn mit seinem grossen Waldbesitz und der Domkapitularischen Ökonomie in Blankenrode. Wald und Gutsbetrieb erfordern aber Arbeitskräfte, die sich möglichst nahe ihren Arbeitsstätten, also in Blankenrode, anzusiedeln suchen. Das zum Lebensunterhalte der Familie erforderliche Feldland kann vom Kloster Dalheim gegen Naturalabgaben, die bei jedem Grundstück genau bestimmt waren, in Benutzung genommen werden; hieraus entwickelt sich allmählich ein mit Heuerabgaben und Huderecht belastetes Besitzrecht. Das Domkapitel scheint Arbeitskräfte in der damals vielfach üblichen Form der Heuerlinge oder Einlieger nicht angesetzt zu haben; bei Aufhebung der Domkapitularischen Ökonomie ist von Heuerlingen oder Heuerlingshäusern keine Rede. Auch hat das Domkapitel weder von dem Walde noch von der ihm gehörenden Feldflur Grundstücke weder verkauft, noch gegen Naturalpacht abgetreten. Eine Ausnahme kann vielleicht Hofstätte, Garten und Wiese des Fernandshofes bilden, wie wir oben dargetan haben. S.o.S.52. Ob bei den Anfängen des Mertenshofes (jetzt Haus Nr. 4) und Lorenz Kiens, später verheiratet mit Wwe. Voss (jetzt Hausnummer ?) ebendasselbe anzunehmen ist, dass nämlich Hof- und Gartenparzellen von Domkapitel gegen eine jährliche Zinszahlung abgetreten ist, kann man annehmen, da nicht nur beim Fernandshofe sondern auch bei Martin von Rüden und Lorenz Kiens eine jährlich dem Domkapitel zu zahlende Zinszahlung sich vorfindet. S.o.S.52. Eigentümlich ist es, dass bei der Aufhebung von Dalheim als Erbzinsleute in Blankenrode S.o.S.20. aufgeführt werden Martin von Rüden , Lorenz Kiens und Ferdinand Thielen, deren Hausstätten nach dem "Kondokterhofe" wohl mit die ältesten in Blankenrode gewesen sind. Wann die übrigen Hausstätten ihren Anfang genommen haben, ist heute wohl kaum nachweisbar. Nach der Aufstellung der dem Kloster Dalheim heuerpflichtigen Grundstücke in der Blankenroder Feldflur durch den Förster Bernard Lohoff vom Jahre 1837 S.o.S.19. werden die 10 "Alten Hausstätten" aufgezählt; hinzu kommen dann noch Werner Kleinschmidt und Glasfaktor Becker mit den Glasarbeitern auf Siesserkamp, sodass Blankenrode damals 12 Familien zählte; Christian Thon und Johann Lohoff auf der Glashütte besassen wohl kleinere Parzellen heuerpflichtigen Landes, waren aber keine Hausstättenbesitzer. Was im Kapitel 8 und 9 beim Fernandshofe über die Tätigkeit Ludwig von Rüdens über Anlage des Grundbuches, Ablösung des Naturalzehnten, über die Separation oder Verkuppelung gesagt ist, gilt mehr oder weniger von jedem Hausstättenbesitzer um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Es lag mir nur daran, an der Tätigkeit meines Grossvaters die Bedeutung der Lösung von den mittelalterlichen Bindungen zu zeigen, was von der heutigen Welt vielfach völlig vergessen ist. Über die Verschuldung der damaligen Hausstättenbebitzer bei Stadtberger und auch bei Lichtenauer Juden wird am Schluss des folgenden Kapitels einiges mitgeteilt. Bei den im Vorstehenden behandelten Blankenroder Familien findet sich ein vielfach staunenswerter Kindersegen. Das Land ist der Jungbrunnen unseres Volkes, bewahrheitet sich auch hier. Die nachgeborenen Kinder, soweit sie in der Landwirtschaft und in der Heimat kein Unterkommen finden können, wanderten zum größten Teil "ins Bergische", wo sie in der Industrie Arbeit und Brot erhielten. In der ländlichen Siedlung im Norden unserer Heimat finden wir in neuester Zeit einige wenige Blankenroder. Die Geschwister Wilhelmi finden wir in Brüssel. Nach Übersee, insbesondere nach Nord-Amerika sind auch zwei Blankenroder ausgewandert. Soweit ich feststellen konnte, ist bis jetzt leider kein Priester aus Blankenrode hervorgegangen. Dasselbe scheint auch beim Klosterberufe der Fall zu sein; für etwaige gegenteilige Mitteilungen würde ich dankbar sein. Die von mir für die Familiengeschichte in Blankenrode durchgesehenen Akten erzählen nichts von den Nöten der Zeiten, von der Armut und Einschränkung in der alten Zeit, von dem grossen Opferleben, das unsere Vorfahren, gestärkt durch den christlichen Glauben, für ihre Kinder, für ihre Familie geführt haben. Bei allen Opfern, Sorgen und Entbehrungen waren unsere Voreltern doch zufrieden und für ihren Teil glücklich. Diese familiengeschichtliche Wanderung möchte ich schliessen mit einem Sinnspruch meines seligen Vaters, den ich oft von ihm gehört habe:
Zufrieden sein ist eine Kunst;
Zufrieden scheinen eitel Dunst;
Zufrieden werden grosses Glück;
Zufrieden bleiben Meisterstück!